Unsere Artikel
Klima: Waldbau und Klima
Nährstoffentzug: Aufgeräumter Wald oder Nährstoff-nachhaltige Waldwirtschaft?
Durchforsten: Die Wirtschaftskrise und die Waldwirtschaft?
Alles was Recht ist
Forstgutachten: Das Vegetationsgutachten der Forstverwaltung mit Kommentaren
Wald vor Wild: Ein Plädoyer von Fürst zu Castell-Castell
Fütterung: Streit über Fütterung von Wildtieren - für Waldbesitzer nur eine Nebensächlichkeit?
Die Esche und das “Falsche Weiße Stengelbecherchen”
Amadej Trnkoczy (amadej), CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons
Hahnbach/Kainsricht. (ibj)
Waldbau mit der Esche, ist das noch möglich? Diese durchaus ernst gemeinte Eingangsfrage stellte der für das Forstrevier Hahnbach zuständige staatliche Förster Stefan Binner den Teilnehmern einer Fortbildungsveranstaltung der Bayerischen Forstverwaltung in einem Laubwald bei Kainsricht. Als wärmebedürftige, wirtschaftlich und ökologisch bedeutsame Edelbaumart sei die Esche im Hinblick auf die Klimaerwärmung für den Aufbau widerstandsfähiger Mischwälder besonders geeignet. Jedoch werde die Entwicklung und Verbreitung dieser Baumart seit einigen Jahren europaweit massiv durch das Eschentriebsterben gefährdet. Auch in Bayern wurde die Krankheit 2008 nachgewiesen, Wissenschaftler schätzen, dass mittlerweile 80 Prozent der Eschen davon befallen seien. Wie ernst die Lage sei, zeigt auch, dass gut die Hälfte der 30 Teilnehmer angaben, bereits befallene Bäume in ihren eigenen Waldflächen zu haben.
Stefan Binner erklärte anhand mitgebrachter Eschentriebe zunächst den Verlauf der Krankheit. Sie beginne mit Blattflecken und welken Blättern in den Sommermonaten und ende mit dem Absterben ganzer Triebe innerhalb eines Jahres. Durch einen Pilz, das sogenannte „Falsche Weiße Stengelbecherchen“, würden die Wasserleitungsbahnen in den Zweigen der Bäume zerstört und können so auch alte, mächtige Bäume innerhalb weniger Jahre zum Absterben bringen. Die Krankheit trete in allen Altersklassen auf und könne ganze Eschenbestände vernichten. Der einzige Lichtblick sei derzeit, dass ein geringer Prozentsatz der Eschen offensichtlich resistent gegen den Pilz sei. Da sich die Pilzsporen über die Luft verteilen und so große Entfernungen überbrücken können, sei eine aktive Bekämpfung nicht möglich.
Auch im Beispielbestand vor Ort konnten die Teilnehmer die bereits abgestorbenen Teile der Baumkronen deutlich erkennen. Die Waldbesitzer stellten im Jahr 2013 erstmals Schäden durch das Eschentriebsterben fest. Nach Beratung durch den staatlichen Förster entnahmen sie im Folgejahr stark befallene Bäume und pflanzten in den entstandenen Lücken mit Bergahorn und Weißtanne zwei neue Baumarten als Ersatz. Um den jungen Bäumchen das Anwachsen zu erleichtern, wurden sogenannte Wuchshüllen verwendet, deren Vor- und Nachteile die Teilnehmer rege diskutierten. Die Teilnehmer konnten sich auch über die Kosten der Pflanzung und staatliche Fördermöglichkeiten informieren.
Uwe Gmach von der Waldbauernvereinigung (WBV) Sulzbach-Rosenberg erläuterte die Verwendungsmöglichkeiten der Eschen als Nutzholz. Es eigne sich aufgrund seiner hervorragenden Eigenschaften auch für hochwertigen Möbelbau. Er machte aber auch deutlich, dass aufgrund der durch die Krankheit verursachte Überschuss an Eschenholz ein eher niedriges Preisniveau vorherrsche.
Zum Abschluss der Veranstaltung machte Binner noch einmal deutlich, wie wichtig es sei, rechtzeitig zu handeln. Befallene Bestände sollten regelmäßig begutachtet und durchforstet werden. Auf diese Weise können Waldbesitzer resistente Bäume fördern und dort, wo notwendig, neue Baumarten einbringen. Die staatliche Forstverwaltung und die forstwirtschaftlichen Zusammenschlüsse unterstützen sie dabei.
Gedanken zum Waldbau im Klimawandel
Noch mehr als nach die Fläche dominiert die Fichte Holzvorrat und laufende Nutzung.
Bayerns Wälder werden im Laufe des 21. Jahrhunderts in vielen Landschaften ihr Gesicht verändern. Noch ist die Fichte die häufigste Baumart in den Wäldern Bayerns. Doch für anpassungsfähige und klimatolerante Wälder braucht es mehr als einen Brotbaum, es braucht einen Korb voller Brotbäume. Der Weg dorthin zwingt keinen, abrupt seinen Kurs zu wechseln. Der Weg führt aber für jeden über die Aufgabe, rechtzeitig für sich eine zukunftsfähige Strategie zu entwickeln.
Dass die bayerische Forstwirtschaft im deutschen und europäischen Vergleich wirtschaftlich gut dasteht und der Cluster Forst und Holz eine hohe ökonomische Bedeutung hat, liegt nicht zuletzt an den zuwachsstarken Fichtenbeständen.
Kein Wunder, dass Waldbesitzer und Vertreter der Holzwirtschaft in Diskussionen über die richtige Reaktion auf den Klimawandel immer wieder mahnen, mit Augenmaß vorzugehen, nicht von einem Extrem ins andere zu fallen und auf jeden Fall weiter mindestens 50 Prozent Fichte anzubauen. Das ist wegen der aus der Vergangenheit gewohnten, günstigen Eigenschaften der Fichte als Wirtschaftsbaumart zwar verständlich, aber nur mit Blick in den Rückspiegel lässt sich schlecht in die Zukunft fahren.
In einigen bayerischen Landschaften profitierte die Fichtenwirtschaft auf natürlichen Buchenstandorten sehr von der optimalen Kombination von ausreichend Niederschlägen, noch passenden Durchschnittstemperaturen und nährstoffreichen, Wasser speichernden Böden - und die bisher wuchskräftigsten Standorte, wie etwa das Tertiärhügelland, zählen dazu.
Unter diesen Verhältnissen war die Fichte keine Katastrophenbaumart, als die sie oft verteufelt wurde. Bei guter Pflege boten die Fichtenmischbestände in Süd- und Ostbayern beste Chancen für eine ökonomisch, ökologisch und sozial wirklich nachhaltige, ertragreiche Forstwirtschaft. Hier konnte die Fichte unbestritten Brotbaum der Forstwirtschaft sein.
Sie wird es für die bayerische Forst- und Holzwirtschaft auch noch lange bleiben, denn für Jahrzehnte prägen die jetzt vorhandenen Bestände mit dominierender Fichte die Holzernte in Bayern.
Bei der Verjüngung sollten sich die Waldbesitzer aber nicht zurücklehnen. Auf vielen Standorten wächst schon bei schwacher Auflichtung Fichten-Naturverjüngung, oft umso üppiger, je schwächer der Standort ist. Wir sind gut beraten, wenn wir uns davon nicht blenden lassen. Wo heute Fichtensämlinge und Jungpflanzen ankommen, wachsen in einigen Jahrzehnten nicht unbedingt vitale Fichtenwälder.
Es ist verständlich, dass skeptische Waldbesitzer in den vom Klimawandel gefährdeten, bisherigen Gunsträumen Bayerns ungern Abschied nehmen von den angenehmen Verhältnissen und dem Brotbaum Fichte.
Eine Zeitreise würde die künftige Entwicklung der Wälder überzeugend zeigen und wäre nicht nur für phantasievolle Kinder, sondern auch für Waldbauern faszinierend. Das interessante daran ist, eine solche Zeitreise ist möglich. Wer mit eigenen Augen sehen will, wie Wälder auf fruchtbaren Böden mit Niederschlägen und Temperaturen zurechtkommen, die uns Szenarien in 70 oder 80 Jahren vorhersagen, braucht Bayern nicht zu verlassen. An der Grenze zu Hessen, am bayerischen Untermain am Anstieg zum Odenwald, existieren solche Verhältnisse schon.
Dort gibt es auch Fichten, die nicht schlecht wachsen. Auf Normalstandorten halten sie aber nur als Zeitmischung aus. Als langlebige Mischbaumart brauchen sie beste sehr frische Standorte an Unterhängen und in Tälern und erreichen so im Wald nur Anteile von insgesamt 10 bis 20 Prozent.
Die "Zeitreise" zeigt, es gibt keine Alternative zum aktiven Umbau unserer Wirtschaftswälder in klimatolerantere Mischwälder.
Jeder Waldbauer muss sich heute in einer unsicheren Erkenntnislage entscheiden: Wartet er bis die letzten Unsicherheiten abschließend geklärt sind und verliert wertvolle Zeit oder riskiert er mögliche Fehlentscheidungen, wenn er seinen Wald sofort umbaut. Sinnvoll erscheint in der aktuellen Situation anstatt einfach abzuwarten und seinen Wald dem Zufall zu überlassen, vorzubeugen ohne radikale Maßnahmen anzustreben.
Mit Mischwäldern nutzen Waldbesitzer die standörtliche Vielfalt und steuern den künftigen Waldaufbau auf der Basis von Risikoeinschätzungen. Die Försterinnen und Förster an den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten unterstützen und beraten die Waldbesitzer kompetent, kostenfrei und objektiv beim Waldumbau, unter anderem mit Hilfe von neuen Karten, die verschiedene Szenarien aufzeigen abhängig von den individuellen Verhältnissen vor Ort.
Angepasste Wildbestände für klimastabile Wälder
Ein wichtiger Erfolgsfaktor für den Waldumbau sind angepasste Schalenwildbestände, so dass alle geeigneten Baumarten ohne Schutzmaßnahmen aufwachsen können. Messlatte für den Erfolg ist deswegen nicht ein prozentual scheinbar niedriger Fichtenverbiss, sondern nur das erfolgreiche Aufwachsen von Edellaubbäumen, Tannen und Eichen. Gerade die relativ klimatolerante und leistungsfähige Tanne ist eine wichtige Nadelbaumart der Zukunft. Die künstliche Verjüngung, wie Pflanzung oder Saat, sollte sich auf im Altholz fehlende Baumarten beschränken können. Um heute für kommende Generationen klimastabile Wälder zu erziehen, sollten alle Waldbesitzer als Jagdgenossen ihre Jagdpächter als Partner in die Pflicht nehmen.
Bayerns Wälder werden im Laufe des 21. Jahrhunderts in vielen Landschaften ihr Gesicht verändern. Für anpassungsfähige und klimatolerante Wälder braucht es mehr als einen Brotbaum, es braucht einen Korb voller Brotbäume. Der Weg dorthin zwingt keinen, abrupt seinen Kurs zu wechseln. Der Weg führt aber für jeden über die Aufgabe rechtzeitig für sich eine zukunftsfähige Strategie zu entwickeln.
Die Kompetenz und die Aufgabe der Mitarbeiter der Bayerischen Forstverwaltung ist es, Möglichkeiten und Grenzen eines sinnvollen Baumarten-Portfolios der Zukunft aufzuzeigen und die Waldbesitzer bei der Entscheidung nach ihren individuellen Bedürfnissen mit Beratung zu unterstützen.
Autor: Günter Biermayer, Leiter des Referats Forschung, Innovation, Waldpädagogik am Bayerischen Staatsministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten
Aufgeräumter Wald oder
nährstoffnachhaltige Waldwirtschaft?
Manch „Experte“ will uns glauben lassen, dass auch noch mit Gipfeln, Ästen mitsamt Feinreisig und Nadelmaterial ein Geschäft gemacht werden kann und – noch dazu - der Wald hinterher sauber und aufgeräumt ausschaut. Ist das wirklich so oder ist die Nutzung kompletter Bäume zur Energieerzeugung eine moderne Form der Streunutzung? Können wir uns die Nutzung der kompletten Baum-Biomasse leisten, gerade in unserem Gebiet, wo sich die Böden nach Einstellung der Streunutzung langsam erholen – oder begeben wir uns dabei in eine Sackgasse?
Im eigentlichen, blanken Holz ist der Gehalt an Nährelementen sehr gering. Die Nährelemente Phosphor, Kalium, Magnesium und Calzium stecken vor allem in Rinde, Ästen, Nadeln und Blättern. Je feiner die Äste um so mehr Nährelemente sind enthalten. Bei der Vollbaumnutzung - das ist die Nutzung eines kompletten Baumes mit Holz, Rinde, einschliesslich Gipfel, Ästen, Feinreisig, Nadeln - werden also auch die an Nährelementen reichen Teile dem Wald entzogen.
Viele Böden im Gebiet der WBV Sulzbach-Rosenberg sind von Natur aus nicht üppig mit Mineralien ausgestattet. Die nachschaffende Kraft des Bodens ist zu gering um einen Biomasseentzug durch Vollbaumnutzung ausgleichen zu können. Die magere natürliche Nährstoffnachlieferung aus dem Boden ist auch der Grund, warum die Streunutzung in der Oberpfalz auch so negative Folgen hatte. Um die Folgen einer möglichen Baum-Biomassenutzung auf den Boden abschätzen zu können, sind genaue Kenntnisse des Standorts wichtig und eine saubere Bewertung durch forstfachlich ausgebildete Berater.
Untersuchungen von Prof. Göttlein (Fachgebiet Waldernährung und Wasserhaushalt an der TU München) haben bei einer Versuchsfläche in Waldsassen gezeigt, dass bei Vollbaumnutzung von Fichten der Nährelemententzug, je nach Nährelement, 300 bis 900 % höher ist als bei der Nutzung von Stammholz ohne Rinde.
Ein weiterer Punkt ist die Bedeutung des Kohlenstoffes für den Humus. Humus ist reich an Kohlenstoff und bildet sich aus abgestorbener Biomasse, wenn diese im Wald verbleibt. Große Bedeutung hat der Humusgehalt für die Wasser- und Nährstoffspeicherfähigkeit des Bodens. Der gezielten Humuswirtschaft wird im Hinblick auf den Klimawandel eine erhöhte Bedeutung für die Leistungsfähigkeit unserer Wälder zukommen.
Oft kommt es nach der Nutzung von Bäumen mit „Haut und Haar“ zu messbaren Zuwachsrückgängen gegenüber der konventionellen Holznutzung. Je magerer und humusärmer dabei der Boden ist, um so negativer wirkt sich die Vollbaumnutzung aus. Damit erweist sich ein kurzfristiger, oft marginaler Mehrerlös auch finanziell als Bumerang. Das eigentliche Geschäft hat jedenfalls nicht der Waldbesitzer gemacht.
Zum Thema Sauberkeit mag der selbsternannte Experte recht haben, wenn man der Meinung ist, dass es im Wald so aufgeräumt wie im heimischen Wohnzimmer sein sollte. Dem Wald jedenfalls tut es gut, wenn er nicht aus- und aufgeräumt ist und etwas wilde Natur walten darf.
Zweifellos aber kann die „saubere“ Waldwirtschaft bei akuter Borkenkäfergefahr angebracht sein, wenn es gilt, den Waldbestand vor weiteren Schäden durch Borkenkäferfraß zu schützen. Auch sollte hier erwähnt werden, dass es Böden gibt, bei denen von Natur aus eine Vollbaumnutzung weniger problematisch ist. Ein Argument mehr, sich vom staatlichen Förster oder dem forstlich ausgebildeten WBV-Geschäftsführer im Wald beraten zu lassen.
Das Thema „Nährtstoff-nachhaltige Waldwirtschaft - Wieviel Energieholznutzung können wir uns leisten?“ hat Prof. Göttlein am 1. März 2011 bei der Jahreshauptversammlung der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Oberpfalz als Hauptreferent näher beleuchtet.
Weitere Informationen zum Thema in der Geschäftsstelle der WBV Sulzbach-Rosenberg.
Vor kurzem habe ich meinen Freund, den Wastlbauern, drauf angesprochen, ob er denn seine Durchforstungen für diesen Herbst / Winter nicht endlich vorbereiten möchte. Da hat er, nach guter oberpfälzer Manier ausweichend geantwortet und eine Zeit lang herumgedruckst, bis ich ihm dann doch aus der Nase ziehen konnte, dass er sein Holz lieber sparen will, weil: „... wenn i etzat des Hoiz obhau und nachad is as Göld nix mehr wert, dann hob i koa Göld UND koa Hoiz mehr.“ Das ist echte Bauernschläue !
Wie ich ihn dann gefragt habe ob er es mit seinen Kühen auch so mache: „Nicht mehr melken und die Milch im Euter aufsparen, weil er nicht weiß ob die Milch noch das Geld bringen wird, wenn er die Molkereiabrechnung erhält ?“, hat er mich etwas verdutzt angeschaut. Ich hab ihm richtig angesehen, dass er mich am liebsten gefragt hätte: „Ja, bis jetz ganz blääd !?? Des geht doch ned! Des hoit doch koa Kou lang as.“ Aber er hat sich höflicherweise damit begnügt fragend zu blinzeln.
Ich hab ihm dann versucht zu erklären: „ Schau, Wastlbauer, freilich geht das mit der Kuh und der Milch nicht, weil die eine Euterentzündung kriegt und dann das Milch-geben einstellt. Mit dem Wald ist es aber ähnlich, bloß in längeren Zeiträumen. Wenn man den nicht durchforstet, lässt seine Wertschöpfung / sein Wertzuwachs nach und durch den Dichtstand wird er immer wackeliger und spindeliger und anfälliger gegen Sturm, Schnee und Insekten. Freilich kann man eine Durchforstung mal ein paar Jahre schieben, aber in Deinen Wälder schiebst Du wirksame Durchforstungen seit Jahrzehnten, bzw. hast außer unwirksamer Totengräberei von dürren Unterstandlingen noch nie Deinen besten Bäumen im Wald wirklich geholfen. Außerdem ist es nicht gewiss wann genau eine Wirtschaftskrise kommt und wie stark die ausfällt – dass immer wieder mal welche kommen ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Re investiere meinetwegen das verdiente Geld in Sachwerte, dann bist Du auf der sicheren Seite UND Dein Wald hat die nötige Pflege erfahren. Außerdem tu nicht so, als ob der Wald nach einer Durchforstung für Jahrzehnte zur Ader gelassen wäre! Das stimmt einfach nicht. Wenn man`s richtig anstellt (und das habe ich Dir schon oft gezeigt) dann ist es ca. 5 Jahre danach wieder möglich den nächsten Durchgang zu machen.
Wenn Du nämlich Deinen Wald jetzt aus falscher Sparsamkeit nicht pflegst und es haut ihn Dir eine Kalamität egal ob vor, in oder nach der Wirtschaftskrise zusammen, dann hast Du einen Haufen Schadholz i.d.R zu einem besonders schlechten Preis. Dann ist der Schaden größer, weil Dir ja nicht nur die schlechten Stämme kaputt gehen, die bei der Durchforstung rausgekommen wären, sondern auch die Guten, die sich wegen mangelnder Pflege nicht stabil entwickeln konnten und ebenfalls gebrochen sind. Zusätzlich kommen noch die Wiederaufforstungskosten drauf !“
Der Wastlbauer hat sich es mit steinerner Miene angehört – wie immer. Ein paar nichtssagende Floskeln, schließlich ging er seiner Wege. Manchmal glaube ich, dass die Einstellung „Meine Meinung steht fest, man verwirre mich nicht mit Tatsachen.“ bei ihm genetisch festgelegt ist. Ein Zitat von Friedrich dem Großen kommt mir in den Sinn: „Denken ist eine der schwierigsten Arbeiten die es gibt. Das ist auch der Grund warum sich so wenige damit beschäftigen.“ Oder ist es nur mangelnder Mut ? Fehlt es ihm an der Kraft Entscheidungen zu fällen ?
Dabei kann ich ihn gut verstehen: Er will keinen Fehler machen. Er kann die Tragweite seiner Entscheidung, ob er nun durchforsten oder es lieber bleiben lassen soll nicht überblicken. Er weiß nicht was richtig ist und denkt sich: „Bevor ich einen Fehler mache, mache ich gar nichts.“ und „Wenn`s der Wald bisher ausgehalten hat, tut er das auch weiter.“ Seine Vorsicht und seine Einstellung, das Erbe seiner Väter nicht leichtfertig aufs Spiel setzten zu wollen, ehrt ihn. Aber manchmal muss man einfach Entscheidungen treffen, sonst nimmt einem der Lauf der Geschichte die Entscheidung ab – nicht immer zu den eigenen Gunsten. Das hier ist so ein Fall. Die Denke „Wenn ich nichts mache, mache ich auch nichts verkehrt“ ist so einleuchtend wie falsch. (Wenn man die Kuh nicht melkt, kann man sie auch nicht falsch melken, oder ?) Das ist ja fast schon die viel gescholtene Beamtenmentalität ! Dabei hat mir der Wastlbauer ja selbst die Scherzfrage gestellt: „Was ist der Unterschied zwischen einem Beamten und einem Stück Holz ?“ Antwort: „Holz arbeitet.“ Und jetzt denkt er selber so. Das, wenn er wüsste, wär ihm gar nicht wohl !
Ich kann nur hoffen, dass er nicht aus Schaden klug werden muss. Allerdings ist das eine leider oft gemachte Erfahrung von uns Privatwaldförstern: Wenn es Schäden gibt, dann kommen die Leut zu Hauf und fragen was sie machen sollen, ob`s Zuschüsse für die Wiederaufforstung gibt, usw. aber wenn Ruhe an der Schadensfront ist, dann denkt kaum jemand an „dem Schaden vorbeugen“ durch Holz machen oder Wald pflanzen. Dabei weiß doch jeder vom eigenen Körper her, dass gesund bleiben durch gesunde Ernährung und gesunde Bewegung viel einfacher (und angenehmer ! ) ist als aus der Krankheit heraus wieder gesund werden.
Das gilt für den Wald genauso.
In diesem Sinne: In Maßen (nicht Massen !) Holz machen hält gesund – den Besitzer genauso wie den Wald selber.
(Revierjagdmeister Nikolaus Urban bei der Jahreshauptversammlung 2010 der WBV Sulzbach-Rosenberg)
von Johann Koch, BBV
Quelle: BLW Nr. 4 v. 29.01.2010
Art. 1 Gesetzeszweck
(Abs. 1) Der Wald hat besondere Bedeutung für den Schutz von Klima, Wasser, Luft und Boden, Tieren und Pflanzen, für die Landschaft und den Naturhaushalt. Er ist wesentlicher Teil der natürlichen Lebensgrundlage und hat landeskulturelle, wirtschaftliche, soziale sowie gesundheitliche Aufgaben zu erfüllen. Der Wald ist deshalb nachhaltig zu bewirtschaften, um diese Leistungen für das Wohl der Allgemeinheit dauerhaft erbringen zu können.
(Abs. 2) Dieses Gesetz soll insbesondere dazu dienen:
... 2. einen standortsgemäßen und möglichst naturnahen Zustand des Waldes unter Berücksichtigung des Grundsatzes „Wald vor Wild“ zu bewahren oder herzustellen, ....
Art. 14 Bewirtschaftung des Waldes
(Abs. 1) Der Wald ist im Rahmen der Zweckbestimmung dieses Gesetzes sachgemäß zu bewirtschaften und vor Schäden zu bewahren. Hierzu sind insbesondere
1. bei der Waldverjüngung standortgemäße Baumarten auszuwählen und standortheimische Baumarten angemessen zu beteiligen sowie die Möglichkeiten der Naturverjüngung zu nutzen, ...
Gesetzliche Grundlagen in § 8 Bundesjagdgesetz (BJG) und Art. 11 Bayerisches Jagdgesetz (BayJG).
Der gewählte Jagdvorstand - Vorsteher, Stellvertreter und Beisitzer - vertreten die Interessen der Grundeigentümer (und nicht die des Jagdpächters). Die Jagdgenossenschaft steht unter der staatlichen Aufsicht der Jagdbehörden.
Der Jagdgenosse sollte aktiv am Willensbildungsprozess, insbesondere bei der Abschußplanaufstellung innerhalb der Genossenschaft beteiligt werden. Dazu sind auch regelmäßige gemeinsame Revierbegänge geeignet.
Gesetzliche Grundlagen in § 1 und § 21 Bundesjagdgesetz (BJG) und Art. 1, Art. 13, Art. 32 Bayerisches Jagdgesetz (BayJG) sowie § 14 bis 16 Verordnung zur Ausführung des Bayer. Jagdgesetzes (AVBayJG).
Für Rehe ist ein Abschußplan aufzustellen. Den Abschußplan stellen der Jagdpächter im Einvernehmen mit dem mehrköpfigen Jagdvorstand auf.
Die Jagd hat für einen artenreichen (nicht zahlreichen! Anm. d. Red.) und gesunden Wildbestand in einem ausgewogenen Verhältnis zu seinen natürlichen Lebensgrundlagen nach Art. 1 Abs. 2 Bayerisches Jagdgesetz zu sorgen. Beeinträchtigungen der Forstwirtschaft müssen möglichst vermieden werden. Insbesondere soll die Bejagung die natürliche Verjüngung der standortgemäßen Baumarten im Wesentlichen ohne Schutzmaßnahmen ermöglichen. Aus diesem Grund ist bei der Abschußplanaufstellung neben der körperlichen Verfassung der Rehe, der Zustand der Waldverjüngung vorrangig zu berücksichtigen. Aussagen über die Waldverjüngung (auf Hegegemeinschaftsebene) macht das Vegetationsgutachten. Die Jagdgenossen sind aufgefordert sich mit dem Vegetationsgutachten zu befassen da die Verbissbelastung auf örtlicher Ebene vom Durchschnittswert des Vegetationsgutachtens erheblich abweichen kann.
Bei einem von Jagdvorstandschaft und Jagdpächter einvernehmlich aufgestellten Abschußplan muss die Untere Jagdbehörde diesen bestätigen wenn folgende Kriterien erfüllt sind:
* Aussagen des Vegetationsgutachten vorrangig berücksichtigt?
* Ansprüche der Land-, Forst- u. Fischereiwirtschaft auf Schutz vor Wildschäden sind voll gewahrt?
* Wild nicht im Bestand bedroht?
* Belange von Naturschutz und Landespflege berücksichtigt?
Wenn diese gesetzlichen Grundlagen nicht ausreichend beachtet worden sind, darf der Abschussplan von der Unteren Jagdbehörde nicht bestätigt werden, auch wenn dieser von Jagdvorstand und Jagdpächter gemeinsam unterschrieben wurde.
Kein einvernehmlicher Abschußplan zwischen Jagdpächter und Jagdgenossenschaft?
Der Jagdvorstand kann auch einen eigenen Abschußplan aufstellen wenn der Vorschlag des Jagdpächters nicht als ausreichend betrachtet wird. Dann sind die gewünschten Änderungen mit Begründung auf dem Abschußplan zu vermerken. Die Untere Jagdbehörde setzt dann den Abschußplan mit dem Jagdbeirat fest. Entspricht der festgesetzte Abschußplan nicht den Vorstellungen der Jagdgenossenschaft hat sie die Möglichkeit des Widerspruchs.
Eine Abschußplanänderung während der Laufzeit ist theoretisch zwar möglich, aber meist sehr schwierig durchzusetzen. Dazu sind gute und plausible Gründe erforderlich warum sich an den jagdlichen Verhältnissen seit Abschußplanaufstellung etwas geändert haben sollte.
Mehrere Jagdreviere bilden zusammen eine Hegegemeinschaft. Eigentliche Aufgabe der Hegegemeinschaft ist die großräumige Planung der Hege und die Bejagung von Wild.
Ihre Aufgaben (z.B. die Abschußpläne der beteiligten Reviere aufeinander abzustimmen, auf die Erfüllung der Abschußpläne hinzuwirken) haben mehr beratenden Charakter und müssen das Einvernehmen der beteiligten Revierinhaber und Jagdvorstände besitzen.
Die Hegegemeinschaft hat keine Entscheidungsbefugnis über den Abschußplan, sie gibt nur eine Abschußempfehlung. Kommt bei der Abschußplanerstellung zwischen Jagdpächter und Jagdvorstand keine Einigung zustande, kann die Hegegemeinschaft auf eine Einigung hinwirken. Sie kann eine Einigung nicht erzwingen oder gar über den Abschußplan bestimmen.
Schäden durch Schalenwild, Kaninchen und Fasane sind dem Geschädigten zu ersetzen.
Wildschäden im Wald werden nicht ersetzt wenn:
* keine Hauptholzart
* Baumart eingebracht wird, die keine Hauptbaumart ist und deshalb einer erhöhten Gefährdung ausgesetzt ist (z.B. Douglasie) und nicht nicht geschützt wurde.
In der Regel wird die Schadensersatzpflicht, die vom Gesetz her die Jagdgenossenschaft tragen müsste, auf den Jagdpächter vertraglich übertragen.
Ein Wildschaden muß bei der Gemeinde gemeldet werden. Wichtige Termine bei Schäden an forstlich genutzten Grundstücken sind der 1. Mai für Schäden, die zwischen 1. Oktober und 30. April entstanden sind sowie der 1. Oktober für Schäden aus dem Zeitraum vom 1. Mai bis 30. September. Danach hat der Geschädigte keinen Anspruch auf Erstattung.
Meist hat der Jagdpächter vertraglich den Ersatz des Wildschadens übernommen. In letzter Zeit wurden immer mehr Pachtverträge bekannt, in denen der Wildschaden nur bis zu einer bestimmten Schadenshöhe übernommen oder auch komplett ausgeschlossen wird. Dann muss die Jagdgenossenschaft den Schaden ersetzen. Der Schadensersatz ist von den einzelnen Jagdgenossen nach dem Verhältnis des Flächeninhalts ihrer beteiligten Grundstücke zu tragen.
Vegetationsgutachten 2021
Nach einer Pressemitteilung des Bayerischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten anlässlich der Vorstellung der „Forstlichen Gutachten zur Situation der Waldverjüngung 2021“ leiden Bayerns Wälder vielerorts immer noch unter zu starkem Wildverbiss. Demnach hat sich laut Forstministerin Michaela Kaniber der Anteil der von Rehen, Hirschen und Gämsen abgebissenen Leittriebe junger Bäume seit der letzten Erhebung vor drei Jahren kaum verändert.
Die Ministerin zeigte sich mit dem Ergebnis nicht zufrieden. „Uns allen muss klar sein, dass unsere Wälder die Klimakrise nur dann bewältigen können, wenn zukunftsfähige Baumarten eine Chance haben, zu stabilen Mischwäldern heranzuwachsen. Aber genau das ist in zu vielen Jagdrevieren Bayerns noch nicht der Fall“ sagte Forstministerin Kaniber. Zu starker Wildverbiss lasse nämlich auf Dauer ausgerechnet die Baumarten verschwinden, auf die klimafeste Wälder so dringend angewiesen sind. Kaniber appellierte eindringlich an Grundbesitzer und Jäger, in den betroffenen Regionen gemeinsam und mit Nachdruck für waldverträgliche Wildbestände zu sorgen: „Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren, der Klimawandel sitzt uns zu deutlich im Nacken. Jeder spürt schon den Atem.“
Dieser Aufruf von Staatsministerin Kaniber ist mitten in der Klimakrise, die den Wäldern stark zusetzt, nur allzu verständlich. Denn klimastabile Wälder sind aufgrund ihrer vielen Funktionen für unsere Gesellschaft immer wichtiger. Der Auf- und Umbau dieser Wälder darf durch den Egoismus einer kleinen Minderheit unserer Gesellschaft (ca. 0.3% sind Jäger), nicht weiter beeinträchtigt werden. Dr. Wolfgang Kornder fasst zusammen: „Die Schalenwildbejagung hat endlich die gesetzlich vorgegeben Ansprüche zu erfüllen, weil klimastabile Wälder für unsere Gesellschaft systemrelevant sind.“
Wiederaufforstungen und Schutzmaßnahmen werden zu einem hohen Maße vom Staat bezuschusst. Diese Kosten, die in den einzelnen Bezirken in die Millionen gehen, trägt der Steuerzahler. Wenn diese Aufforstungen trotz Schutzmaßnahmen scheitern, weil z.B. die Zäune undicht sind oder die Trockenperioden zu lange andauern, ist das Geld, das wir für Intensivstationen, Schulen oder Kindergärten viel dringender bräuchten, in den Sand gesetzt. Allein schon aus Kostengründen muss deshalb da Gewähren lassen einer mächtigen Jägerlobby aufhören, die oftmals ihrem gesetzlichen Auftrag nicht nachkommt.
Dass der Waldumbau mit Hilfe der Naturverjüngung auf großer Fläche funktioniert, zeigen uns diejenigen Reviere, in denen engagierte Jäger zusammen mit aktiven Waldbesitzern zusammen arbeiten. Dort, wo bereits seit vielen Jahren waldfreundlich gejagt wird, haben sich in den von Sturmwurf und Borkenkäfer aufgerissenen Wäldern bereits Verjüngungsstrukturen entwickeln, die den Waldumbau maßgeblich erleichtern, weil z.B. der Boden nicht offen der Sonne ausgesetzt ist.
In den Hegegemeinschaften mit positivem Ergebnis sei das dem beispielhaften Einsatz und der Zusammenarbeit von Jägern, Waldbesitzern und Forstleuten zu verdanken, so die Ministerin. „Sie alle leisten damit einen wichtigen Beitrag, unsere Wälder für kommende Generationen zu erhalten und fit zu machen. Ich würde mir aber wünschen, dass diese Hegegemeinschaften noch besser als Vorbild für die anderen wahrgenommen werden. Für mich ist es ein ermutigendes Zeichen, dass es klappen kann, wenn alle an einem Strang ziehen“ so Kaniber weiter.
Aber auch in Hegegemeinschaften mit durchschnittlich günstigeren Werten können sich schwarze Schafe verstecken. Deshalb gibt es seit 2012 die sogenannten „Revierweisen Aussagen“.
Die Verjüngungsinventur wurde heuer zum dreizehnten Mal seit 1986 durchgeführt. Die Beschäftigten der Bayerischen Forstverwaltung hatten auf rund 22.000 Verjüngungsflächen über zwei Millionen junge Bäume auf Verbiss- und Fegeschäden untersucht. Auf dieser Basis haben die Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten für jede Hegegemeinschaft ein Forstliches Gutachten und zusätzlich insgesamt rund 9.000 individuelle Aussagen für die Reviere erstellt, die den Beteiligten nun als Hilfsmittel für die Abschussplanung zur Verfügung gestellt werden.
Das Ziel der Forstwirtschaft ist es, eine natürliche Waldverjüngung der standortgerechten Baumarten zu generieren. Das passiert vorwiegend durch eine ausgewogene Schalenwilddichte, bei der sich die Verjüngung ohne hohen Verbissdruck etablieren kann. Gerade im Klimawandel richtet sich der Fokus auf den Waldumbau von homogenen Beständen zu vielfältigen Mischbeständen.
Diese Beziehungen werden im Forstlichen Gutachten zum Zustand der Waldverjüngung 2021 beleuchtet. Durch stichprobenartige Untersuchungen der bayerischen Wälder wurde die Situation der Naturverjüngung un-tersucht und die Ergebnisse veröffentlicht. Herauszulesen sind Informationen wie Baumartenanteile, Verbissprozente und die Entwicklungen der letzten Jahre.
Der Fokus wandert langsam weg von den Verlierern im Klimawandel wie Fichte und Kiefer hin zu den Gewinnern, wozu vor allem Laubholz zählt. Das kann man auch an der aktuellen prozentualen Verteilung der Baumarten erkennen, denn die Laubholzanteile klettern stetig in die Höhe und die Nadelholzanteile sinken langsam.
Zoomt man in das Gebiet der Waldbesitzervereinigung Sulzbach-Rosenberg hin-ein, wird die Verbisssituation der Hegegemeinschaften Hahnbach, Kötzersricht, Vilseck, Auerbach, Königstein, Neukirchen und Sulzbach-Rosenberg behandelt.
Das folgende Diagramm beinhaltet die Er-gebnisse des Verbissgutachtens für die Hegegemeinschaften innerhalb der WBV Sulzbach-Rosenberg.
Betrachtet man die Verbiss Situation der aufgeführten Baumarten hat bei uns vor allem die Fichte die besten Chancen sich zu verjüngen. Sie besiedelt aktuell zwar den größten Flächenanteil Bayerns, wird aber zukünftig im Klimawandel als unsicher beschrieben. Durch Trockenheit, Kalamitäten und Borkenkäfer fällt die Fichte langsam immer weiter in den Hintergrund.
Die Kiefer folgt mit knapp 8% Leittriebverbiss direkt dahinter, aber auch sie hat mit Problemen der Klimaerwärmung zu kämpfen. Vor allem die Naturverjüngung etabliert sich auf der dichten Bodenvegetation und hohen Humusauflagen kaum. Die Kiefer benötigt zum Keimen frei liegenden Rohboden.
Die Tanne hat es schwer, sich in unseren Beständen natürlich zu verjüngen. Es gibt zu wenige Alttannen, welche als Samenbäume für eine mögliche Naturverjüngung dienen könnten. Weiterhin ist sie ein Leckerbissen für Schalenwild und wird bevorzugt geäst. So ist es schwer eine fundierte Aussage über ihr Verjüngungspotential zu treffen. Es ist aber dem Diagramm zu entnehmen, dass sie mit gut 22% unter dem zweitgrößten Anteil an Leittriebverbiss leidet.
Eine positive Entwicklung sind die gestiegenen Buchenanteile im Vergleich zu den letzten Jahrzenten, denn ihr wird eine stabile Rolle als Mischbaumart im Klimawandel zugeschrieben. Negativ überrascht hat der Leit-triebverbiss bei der Buche, der seit dem letzten Gutachten um knapp 3% gestiegen ist.
Die Eiche gilt wohl als Sorgenkind der natürlichen Waldverjüngung. Sie hat mit einem Leitriebverbiss von 35% am schlechtesten abgeschnitten. Das hat sich auch in den letzten Jahren an den stagnierenden Flächenan-teilen der Eichennaturverjüngung um rund 4-5% widergespiegelt. Die Eiche zählt wahscheinlich zu den stabilsten Laubbäumen im Klimawandel und sollte gerade deswegen stark unterstützt werden.
Die Edellaubbäume und sonstige Laubbäume hatten in den Hegegemeinschaften der WBV Sulzbach-Rosenberg am meisten mit Schalenwilddruck zu kämpfen. Es wurde fast die Hälfte aller aufgenommen Pflänzchen verbissen oder verfegt.
Zusammen mit der Buche haben sich die verbissenen Anteile der Pflanzen seit den letzten Jahren wieder deutlich erhöht. Zukünftig haben sie jedoch eine wichtige Rolle in Mischbeständen und sollten bei der Beurteilung des Wildeinflusses als Indikator mehr in den Vordergrund rücken.
Der Fürstlich Castell’sche Forstbetrieb ist ein großer Privatwaldbetrieb in Bayern. Er hat in den letzten Jahren unter den Folgen des Klimawandels gelitten und sieht die Lösung der damit verbundenen Probleme im Waldumbau und der klaren Priorität des Waldes vor dem Wild.
2007 wandte sich der Fürst zu Castell-Castell in einem Artikel an die Leser der Kitzinger Zeitung. Darin appelliert er an die Jägerschaft, sich intensiv mit der Problematik Schalenwildverbiss und Waldumbau auseinander zu setzen. Er selbst als Waldbesitzer hat die „stürmischen Zeiten“, die aufgrund des Klimawandels für Wald und Forstwirtschaft heraufziehen, erkannt und setzt seine ganze Kraft in einen konsequenten Umbau seiner Waldflächen. Sein Ziel, die Fichte durch standortsgerechte Laubbaumarten zu ersetzen, ist nur über das Bekenntnis „Wald vor Wild“ zu erreichen.
Mitglieder der damaligen WBV Oberes Vilstal hatten die Castell`schen Wälder bereits im Rahmen einer Exkursionsfahrt besichtigen können.
Die WBV Sulzbach-Rosenberg bedankt sich bei Fürst zu Castell-Castell für die Erlaubnis, den bei der LWF veröffentlichten Artikel, auch hier unseren Mitglieder bekannt machen zu dürfen.
„Noch vor kurzem glaubte ich, dass im Casteller Wald aufgrund unserer langjährigen konsequenten naturgemäßen Bewirtschaftung keine Kahlflächen mehr entstehen werden. Nun ist es ganz anders gekommen. Was ist geschehen?
Stürme, die sich mehrfach auch bei uns zu Orkanen entwickeln, richteten große Schäden an. Vor allem die Fichte hielt nicht Stand. Viele umgeworfene, geknickte und abgebrochene Bäume mussten aufgearbeitet werden. Äste, Wipfel und natürlich auch noch stehende Bäume, deren Wurzeln aber gerissen sind, waren und sind ein willkommenes Fressen für den Borkenkäfer.
Die Fichtenborkenkäfer vermehrten sich millionenfach. Inzwischen sind es so viele, dass sich in unseren Steigerwaldrevieren das Waldbild völlig gewandelt hat. Große Kahlflächen sind entstanden, auf denen kein Baum mehr steht. In vielen Beständen sind auch junge Bäume, die noch kein verwertbares Holz bringen, abgestorben oder zeigen Dürreschäden.
Wir beschäftigten uns intensiv mit Klimabeobachtungen und wissenschaftlichen Erkenntnissen über die zu erwartende Klimaveränderung. Die Aussagen sind eindeutig und übereinstimmend: Wir werden eine zwar langsam aber stetig fortschreitende Erwärmung erleben. Ich nehme diese Aussagen der Fachleute ernst. Eine Erkenntnis teilen alle Fachleute: Die Fichte wird auf den trockenen Steigerwaldböden in Zukunft keine Lebenschance mehr haben. Wer das erkennt, wird in Zukunft keine Fichten mehr pflanzen.
Wir müssen uns wieder auf die seit Jahrtausenden im Steigerwald beheimateten Baumarten besinnen. Diese Arten sind vielfach stark zurückgedrängt. Eiche, Esche, Linde, Kirsche, Hainbuche und auch Elsbeere, Ahorn und Speierling müssen wieder in unseren Wald eingebracht und heimisch werden.
Riesige Aufgaben warten also auf uns. Am Anfang steht das Erkennen der Situation. Sie ist ernst, sie ist an einzelnen Standorten eine echte Katastrophe. Dann kommt die Überlegung: Was ist zu tun? Unsere Forstleute überzeugten mich, dass eine radikale Umstellung unserer Waldbewirtschaftung notwendig ist.
Es ist keine Zeit zu verlieren, wir müssen handeln.
Nun kommen wir zu einem wichtigen Punkt. Alle Baumarten, die ich als ursprüngliche Steigerwaldarten aufgezählt habe, sind Lieblingsspeise für unsere Rehe. Der sicherste Schutz gegen den Rehverbiss ist der Zaun. Es hat aber keinen Sinn, sehr große Flächen als Ganzes einzuzäunen, weil es nicht möglich ist, Zäune auf Dauer so dicht zu halten, dass kein Reh hineinkommt.
Hier kommt nun die Aufgabe für die Jagd. Wir können uns einen hohen Rehwildbestand nicht mehr leisten und müssen ihn deswegen reduzieren. Das ermöglicht nur eine intensive Bejagung. Im Casteller Wald machten wir gute Erfahrungen. Nach der Verringerung der Rehwilddichte samen sich bereits überall deutlich mehr Laubbäume an. In den Herbstwochen las ich dann aufmerksam die vielfach in den Zeitungen erschienenen Berichte über die Jagdversammlungen. Und ich wunderte mich, dass es immer noch so viele Stimmen unter den Jägern gibt, die zeigen, dass sie den Ernst der Lage noch nicht erkannt haben.
Ich weiß, dass es schon immer Gegensätze und Meinungsverschiedenheiten zwischen Jägern und Forstleuten gab. Der Jäger – meist der Jagdpächter – hat den Wunsch, möglichst viele Tiere in seinem Jagdrevier zu sehen. Denn Jagd und Jagderlebnis bestehen ja nicht nur aus dem Abschuss, sondern auch aus der Beobachtung und dem Naturerleben. ...
Bei der Abwägung der unterschiedlichen Interessen muss der Waldbesitzer den Erhalt seines Besitzes als oberste Prämisse beachten. ...
Meine Familie lebt seit Jahrhunderten mit dem Wald. Durch Generationen hindurch bis heute war der Wald unsere wirtschaftliche Grundlage und wird sie auch weiterhin bleiben. Viele Männer und Frauen fanden in unserem Wald Arbeit und Beschäftigung. Unzählige Häuser, Scheunen und Ställe wurden mit Holz aus dem Casteller Wald gebaut. Wir freuen uns, dass auch das Brennholz wieder Wert und Bedeutung gewinnt. Holz ist ein hohes Wirtschaftsgut.
Aber noch etwas ist von großer Bedeutung: Unsere Landschaft, der Erholungswert, die Freude am Wald und auch am einzelnen Baum müssen erhalten bleiben. Es ist vielen Menschen nicht klar, dass auch der Privatwald kostenlos für das Betreten der Allgemeinheit zur Verfügung steht. Das gibt es sonst in keiner anderen Art des öffentlichen und privaten Besitzes. Weil die Zukunft unseres Waldes allgemeines Interesse verdient, lud ich die Bürgerinnen und Bürger im Herbst 2007 in unseren Wald ein und informierte über unsere Waldbewirtschaftung, die anstehenden Aufgaben und Maßnahmen der Walderhaltung. Der Wald prägt meine Heimatliebe und mein wirtschaftliches Denken. Deshalb ist die Erhaltung einer geordneten, zukunftssichernden Forstwirtschaft oberstes Ziel unserer Unternehmensführung. Um dieses Ziel zu erreichen, musste ich langgewöhnte und liebgewordene Einstellungen und Maßnahmen verändern. Das fiel mir nicht leicht, weil auch ich gerne auf die Jagd gehe und unser heimisches Wild beobachte. Jäger, Ökologen und Naturschützer sprechen oft von „unserem Wald“, auch wenn er ihnen gar nicht gehört. Ich bitte alle, die den Wald als einen wichtigen Teil unserer Heimat empfinden und lieben, sich mit unserem Thema der Waldveränderung zu beschäftigen. Jeder von uns kann mithelfen, mit dem kostbaren Erbe der Väter verantwortungsvoll umzugehen und vielleicht mit einer erneuerten Einstellung zur forstlichen Wirtschaftskraft und Schönheit. Wald ist ein kostbarer Bestandteil von Gottes Schöpfung, die uns zum Nutzen und Bewahren anvertraut ist.“
Jedes Jahr wird in der Presse über das Für und Wider der Fütterung von Rehen diskutiert. Am 07.01.2011 erschien in der Sulzbach-Rosenberger Zeitung ein Beitrag, in dem die örtlichen Vertreter des Bayerischen Jagdverbands ihre Auffassung zum Thema darstellten:
„Seit Anfang Dezember liegt Schnee, und die dicke, weiße Schicht wächst beharrlich, spätestens, wenn das momentane Tauwetter wieder vorbei ist. Im Wald herrscht jetzt Notzeit, die Wildtiere leiden, finden wenig zu fressen und werden oft gestört in ihrer Winterruhe. Die Folge: Schäden an Bäumen und Trieben. Der Vizepräsident des Bayerischen Landesjagdverbandes, Dr. Günther Baumer aus Amberg, meint zur derzeitige Situation in den Wäldern, vor allem bei Rehen und Rotwild: „Fütterung gebietet § 23 des Bundesjagdgesetzes sowie Artikel 43,3 des Bayerischen Jagdgesetzes, die besagen, dass Wild in der Notzeit gefüttert werden muss! Und Notzeit war und ist derzeit in unseren Revieren. Das Wild findet in der Feldflur bei hohem Schnee keine Nahrung, und im Wald soll es ja sowieso nichts fressen!“ An die Adresse der Fütterungsgegner meint Dr. Baumer, „dass diese selbst ernannten Experten sich vor Augen halten sollten, dass die genannten Gesetze für alle gelten!“. Gerade die, welche Fütterungen und Wildäcker ablehnten, klagten nämlich dann im Frühjahr am lautesten über Verbiss- und Schälschäden. „Freiwillig wird das Wild jedenfalls nicht verhungern!“. Argumente wie „Es müssen erst zwanzig Prozent der Rehe sterben“ seien nicht nur aus Tierschutzgründen zu verabscheuen. Zur Problemlösung im Wald-Wild-Konflikt rund um den Pflanzenverbiss gehörten flankierende Maßnahmen wie Lebensraumverbesserung und vor allem Ruhe in den Revieren, meint Dr. Baumer. Er appelliert mit den Vorsitzenden der Jäger-Kreisverbände Amberg, Manfred Rösch, und Sulzbach- Rosenberg, Lore Kaiser, an die Bevölkerung, im Winter auf den Wegen und Loipen zu bleiben und das Wild im Wald nicht durch eigenmächtige Schneetouren zu beunruhigen.“
Einer der renommiertesten deutschen Wildbiologen, Ulrich Wotschikowsky, hat zwar nicht auf den gleichen Artikel der SRZ, aber zum selben Thema einen knappen Leserbrief im Münchener Merkur am 03.01.2011 verfasst.
Er nimmt hier zu einer Pressemeldung der Freien Wähler Stellung, in der dem Bayerischen Staatsforst vorgeworfen wird, Wildtiere nicht ausreichend mit Fressen zu versorgen – obwohl das Gesetz dies vorschreibt.
Ulrich Wotschikowsky, Oberammergau
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